Nachruf: Peter Hoffmann (05.10.1939 – 27.03.2010)

Peter Hoffmann ist tot. Wir vom Bad Dürkheimer Laufclub sind alle tief betroffen vom plötzlichen Tod unseres 70 Jahre alten Seniorenläufers. Peter war im Laufclub hoch angesehen und wurde von allen geschätzt. Wir haben einen äußerst verlässlichen und hilfsbereiten Vereinskameraden und einen bescheidenen und fairen Sportkameraden verloren – und viele einen Freund. Wir werden ihn sehr vermissen.

Der gebürtige Sachse flüchtete Ende 1959 – zwei Jahre vor dem Bau der Berliner Mauer – unter schwierigen Umständen aus der DDR nach West-Berlin und kam Anfang 1960 in die Pfalz. Über Frankenthal und Freinsheim näherte er sich seinem späteren Wohnsitz Weisenheim am Berg.

„Ich fühlte mich wie ein alter Mann, hatte Übergewicht und musste irgendwas tun“, so blickte Hoffmann auf seine ersten Laufschritte auf dem Bad Dürkheimer Trimm-Dich-Pfad im Jahr 1976 zurück. Bald nahm er auch an Volksläufen teil, unterbrach aber 1979 die beginnende Läuferkarriere für zwei Jahre, als er nach Weisenheim am Berg zog, das dort erworbene Reihenhaus selbst ausbaute und sich zugleich beruflich weiterbildete.

Doch dann ging’s läuferisch stetig bergauf. Der erste Marathon wurde Pfingsten 1981 in Rülzheim in 3:28:55 Stunden absolviert, die Teilnahme an Volksläufen war selbstverständlich. Im Jahr 1992 schloss er sich dem Bad Dürkheimer Laufclub an und wurde mehr und mehr zu einer wichtigen Stütze der erfolgreichen LC-Seniorenmannschaft. Mit 53 Jahren, im Jahr 1992, erklomm er dann den Marathon-Gipfel: Erst wurde er in Herxheim (zusammen mit Claus Waldmann und Kurt Kaiser) Deutscher Marathon-Seniorenmeister in der Mannschaft M50 und älter, dann lief er fünf Wochen später in Frankfurt mit 2:51:31 persönliche Bestzeit. Zwei Jahre später, als 55-Jähriger, schraubte er seinen persönlichen Rekord über die Halbmarathon-Distanz in Karlsruhe auf 1:20:47. Eine erneute Verbesserung seiner Marathon-Zeit scheiterte 1994 an einer Verletzung.

Einen weiteren DM-Titel mit der LC-Mannschaft gewann Hoffmann (zusammen mit Willi Wagner und Kurt Kaiser) Ende März 1996 in Kaiserslautern im Halbmarathon-Straßenlauf in der Klasse M55. Jahrelang waren die LC-Senioren sichere Anwärter für Plätze auf dem Treppchen, wenn es bei Deutschen Meisterschaften im Crosslauf, Straßenlauf oder Berglauf um Medaillen ging. Und meistens war Peter Hoffmann mit von der Partie, wie seine insgesamt neun DM-Medaillen – neben den zwei goldenen noch sieben in Silber oder Bronze – beweisen. Nicht zu zählen seine Pfalz- und Rheinland-Pfalz-Titel, sowohl im Einzel als auch mit der Mannschaft. Für die Mannschaft tat er alles: Mehrmals zog er sich in Meisterschaftsrennen Muskelverletzungen zu, aber er stieg nie aus und lief auch unter großen Schmerzen weiter, um die Mannschaftswertung zu retten.

Obwohl sein läuferisches Talent eher auf den langen Flachstrecken lag, startete er regelmäßig auch bei Bergläufen. Denn seine Liebe gehörte den Bergen – nicht nur als Bergsteiger, sondern auch als Läufer. Die Berge des Berner Oberlandes hatte er bereits in früher Jugend kennengelernt, als er sich dort kurz nach Kriegsende als unterernährtes Kind dank des Schweizer Roten Kreuzes einige Zeit erholen durfte. Und später verbrachte er regelmäßig im September seine Urlaube in der Region und nahm bei der Gelegenheit von 1995 bis 2004 zehn Mal am Jungfrau-Marathon teil. Seine besten Zeiten lief er in den Jahren 1995 und 1996, also im Alter von 56 und 57 Jahren, als er die 42,2 km lange Bergstrecke mit 1830 Höhenmetern von Interlaken auf die Kleine Scheidegg in jeweils 4:10 Stunden bewältigte.

Seine Marathon-Karriere erklärte er im April 2006, in seinem 67. Lebensjahr, nach dem Marathon Deutsche Weinstraße für beendet, nach insgesamt 33 Läufen. Er startete aber weiterhin bei Volksläufen und Straßenläufen bis hin zur Halbmarathon-Distanz und bei Duathlons. Wegen gesundheitlicher Probleme musste er jedoch häufig zurückstecken und seine Wettkampfeinsätze zunehmend einschränken. Im Frühjahr 2010 glaubte er, seine hartnäckigen Rückenprobleme einigermaßen überwunden zu haben und stieg wieder vorsichtig ins Lauftraining ein. Daneben hielt er sich seit Jahren stets auf dem Rennrad fit. Ende April wollte er mit Vereinskollegen zu Rennradtouren nach Sardinien reisen. Dazu kommt es nun nicht mehr: Am frühen Morgen des 27. März 2010 ist Peter Hoffmann, der Mann mit den schlohweißen Haaren und dem hochgezwirbelten Schnurrbart, im 71. Lebensjahr überraschend verstorben.

(von Henning Schneehage am 04.04.2010)

Presse:
Nachruf in der Tageszeitung DIE RHEINPFALZ/Regionalausgabe Bad Dürkheim vom 31.03.2010

Fotos von Peter Hoffmann (aus der Zeit von 2004 bis 2008):