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1. Tierra Arctic Ultra über 120 km/2.500 Hm in Nordschweden (08.08.2014)

120 km durch Lappland im typischen Schwedenstil: keine Streckenmarkierung, keine Verpflegung, wüstes Gelände, Bachdurchquerungen – ein brutal harter Lauf.“ So bringt Carsten Schneehage vom Bad Dürkheimer Laufclub seinen Ultratrail vom Freitag im hohen Norden Schwedens auf den Punkt. Das Ergebnis: Gesamtsieg beim ersten Tierra Arctic Ultra.

Der 39-jährige passionierte Ultraläufer hatte sich gut vorbereitet: Schon beim Rennsteiglauf zu Saisonbeginn im Mai über 73 km mit 1.500 Höhenmetern bewies er gute Form, ebenso beim sehr viel anspruchsvolleren Zugspitz-Ultratrail im Juni über 101 km mit 5.500 Höhenmetern. Und vor zwei Wochen trainierte er seine Ausdauer gelenkschonend auf dem Rennrad, als er beim 24-Stunden-Rennen auf der bergigen Nordschleife des Nürburgrings beachtliche 520 km mit 11.600 Höhenmetern schaffte. Er trat zu diesem Laufabenteuer während seines Skandinavien-Urlaubs also topfit an, wenngleich die Beine nach dem intensiven Radfahren noch nicht so recht auf Laufen umgestellt waren.

Dieser erstmals durchgeführte Ultratrail führte von Nikkaluokta (etwa 60 km westlich von Kiruna und 150 km nördlich des Polarkreises) auf dem klassischen Trekkingkurs „Kungsleden“ nach Abisko, um den höchsten Berg Schwedens, den Kebnekaise, herum. Um die Schwierigkeiten für die Läufer zu erhöhen, hatte der Veranstalter auf den ersten 20 Kilometern einen Berglauf von etwa fünf Kilometer Länge mit rund 600 Höhenmetern hinauf nach Tarfala, und wieder hinunter, eingebaut. Insgesamt waren 120 km und 2.500 Höhenmeter zu bewältigen – innerhalb von 20 Stunden. Die Teilnehmerzahl war laut Ausschreibung auf 100 limitiert. Es kamen zur Premiere dieses Laufs dann aber nur 15, die sich diese Herausforderung zutrauten.

Denn das Gelände stellte hohe Anforderungen. Auch wenn die Route in die Karte eingezeichnet war, in der Natur fanden sich oft nur Trittspuren oder spärliche Markierungen im weglosen Ödland. Kein Vergleich mit Wanderwegen, wie wir sie aus Deutschland kennen. Für die Orientierung musste jeder Läufer selbst sorgen, der Veranstalter stellte nur die Karte zur Verfügung. Es gab auch keine Ausstiegsmöglichkeit. Wer schon am Anfang Probleme bekam, konnte noch umkehren. Wer aber bereits weit vorangekommen war, für den gab es nur eins: Durchlaufen bis zum Ziel. Klar, dass jeder eine Notfall- und Schlechtwetter-Ausstattung im Rucksack dabei hatte. Letztere wurde bei gutem Wetter nicht benötigt. Es war eher zu warm. Zum Durstlöschen gab es reichlich Wasser aus natürlichen Quellen – in bester Trinkwasserqualität fast überall im Gelände.

Obwohl sich Schneehage als früherer Orientierungsläufer bestens vorbereitet und die Karte akribisch studiert und eingeprägt hatte, musste er ständig auf der Hut sein, sich nicht zu verlaufen. „Einmal musste ich die Karte aus dem Rucksack holen, was ich nicht geplant hatte“, sagte er. „Es war ein brutal harter Lauf, die Wege voller Steine, wie man das aus Schweden und Norwegen so kennt.“ Mehrere Male hätte er Stürze gerade noch vermeiden können. Weil er zum Schluss beim Abwärtslaufen die Füße nicht mehr richtig hochbrachte, sei er an den Steinen hängen geblieben, berichtete der LC-Läufer.

Nach stundenlangem Alleinlaufen („Es war recht einsam“) holte der 39-Jährige gegen Ende des Rennens einen Konkurrenten ein und sah sich in einer ungewohnten Situation: „Ich musste mich mit einem Schweden um den ersten Platz streiten. Als der 25 Kilometer vor dem Ziel das Tempo brutal anzog, musste ich kontern. Das war mir zwar viel zu früh, aber ich habe überholt und das Tempo dann durchgezogen. Ich wusste ja nicht, wie weit er hinter mir ist.“ Am Ende lief Schneehage in 15:48 Stunden als Gesamtsieger ins Ziel – mit 14 Minuten Vorsprung. „An der schlechten Zeit sieht man, wie schwer die Strecke war“, kommentierte er sein Ergebnis. Denn lange Pausen hätte er nicht gemacht, sich nur mal kurz auf einen Stein gehockt und etwas gegessen. Der Letzte, auch ein erfahrener Ultraläufer, erreichte erst nach 27 Stunden das Ziel. Er hatte sich mehrfach verlaufen. Ebenso die schnellste Frau, die deshalb 21 Stunden unterwegs war.

(Die Fotos mit der Handy-Kamera wurden auf den ersten 60 Kilometern geschossen. Danach wurde es Schneehage zu gefährlich, mit dem Handy in der Hand zu laufen, denn die Hände wurden zum Abfangen eventueller Stürze benötigt.)

Homepage des Veranstalters: <link http: www.tierraarcticultra.se _blank external-link-new-window externen link in neuem>www.tierraarcticultra.se; Ergebnisse und Fotos siehe auch <link https: www.facebook.com tierraarcticultra _blank external-link-new-window externen link in neuem>www.facebook.com/tierraarcticultra, Video eines Teilnehmers: <link https: www.youtube.com _blank external-link-new-window externen link in neuem>www.youtube.com/watch?v=0gI-6npU8_c&feature=youtu.be