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Senioren-Europameisterschaften im Straßen- und Berglauf auf Madeira (29.10.-06.11.2020)

Vom 29. bis 31. Oktober und am 6. November wurden auf der portugiesischen Insel Madeira die Europameisterschaften der Senioren im Straßenlauf sowie im Berg- und Traillauf ausgetragen. Sonja Deiß vom Laufclub Bad Dürkheim startete über 10 km, in der Crosslauf-Staffel sowie auf der Halbmarathon-Distanz und gewann viermal Silber. Beim abschließenden Berglauf holte sie Gold als Siegerin in ihrer Altersklasse W40.

10-km-Lauf am Donnerstagabend
Die 42-Jährige startete am Donnerstagabend auf der 10-Kilometer-Distanz. Um 20.30 Uhr und bei Dunkelheit gingen 154 Läufer am Hafen von Funchal, nahe des Museums von Weltfußballer Cristiano Ronaldo, an die Startlinie. Aufgrund der Maßnahmen durch die Covid19-Pandemie wurden nicht alle Läufer gleichzeitig losgeschickt, sondern aufgeteilt in Altersklassen in sogenannten Wellen mit ca. 30 Läufern. Zunächst gingen die Männer auf den 5 Kilometer langen Rundkurs, anschließend die Frauen.

Bei einer Lufttemperatur um 20°, aber einer hohen Luftfeuchtigkeit war der Kurs mit einem Anstieg von etwa 20 Metern bei Kilometer 2 und 7 und teilweise schlecht beleuchteten gepflasterten Straßen anspruchsvoll. Dennoch lief die Dackenheimerin von Beginn an ein konstant hohes Tempo. „Im Abschnitt von Kilometer 2 und 3 waren meine Kontaktlinsen verrutscht und ich konnte in den dunklen unebenen Straßen nichts mehr sehen. Also hieß es: Füße heben und weiterlaufen“, schilderte sie. Dennoch konnte sie auf der zweiten Runde das Tempo nahezu halten. Nach 40:35 Minuten überquerte die LC-Läuferin in neuer persönlicher Bestzeit die Ziellinie. Sie wurde Vierte aller 39 Frauen und Zweite in der Altersklasse W40, mit einem Rückstand von 35 Sekunden auf die portugiesische Siegerin. Vizemeister wurde auch die deutsche W40-Mannschaft bestehend aus der Gesamtsiegerin Miriam Paurat (W45), Sonja Deiß und Dorit Stehr (W60) hinter Portugal und vor Rumänien.

Crosslauf-Staffel am nächsten Morgen
Nach einer sehr kurzen Nacht fuhr am nächsten Morgen um 8.15 Uhr der Athletenbus zum Parque Ecológico do Funchal. Dort starteten um 10 Uhr die Staffeln im Crosslauf. Drei Läuferinnen bildeten eine Mannschaft. Die Runde über zwei Kilometer verlief auf teilweise steinigem Naturboden mit insgesamt etwa 30 Höhenmetern. Unter acht Frauenteams ging Dorit Stehr (W60) als erste Läuferin der deutschen W40-Staffel auf die Strecke. Sie übergab als letzte Läuferin den Staffelstab an Sonja Deiß, die mit der Aufholjagd begann. Gegen Ende der Runde konnte sie die Läuferin der weiteren deutschen Mannschaft überholen, zur rumänischen Mannschaft aufschließen und den Staffelstab an die dritte Läuferin ihres Teams, Maria Brigitte Nittel (W70), übergeben, die nach 32:55 Minuten die Ziellinie als Achte von acht Teams überquerte. Als Zweite der Klasse W40, hinter den Portugiesinnen, wurden die drei deutschen Damen mit Silber belohnt.

Halbmarathon unerwartet auf 21,66 km verlängert
Die Erholungsphase bis zum Halbmarathon am nächsten Nachmittag war dann etwas länger. Um 16 Uhr wurden bei 24°C in Blockstarts zuerst die Männer und anschließend die Frauen auf den Kurs geschickt. Zunächst waren zwei Wendepunkt-Runden à 7 Kilometer zu laufen. Innerhalb dieser Runde war über einen Kilometer ein Anstieg von 25 Meter hoch- und auf dem Rückweg herunterzulaufen. Zwischen den Läuferinnen ging es auf der ersten Runde hin und her, auf der zweiten Runde sortierte sich das Feld und Sonja Deiß konnte am Anstieg einige Konkurrentinnen hinter sich lassen.

Nach Kilometer 14 ging es am Casino von Funchal 33 Meter bergab durch die Innenstadt auf die letzten beiden kleinen Runden an der Uferpromenade entlang. Ab dieser Zeit lief die Dackenheimerin ein einsames Rennen. Die Strecke war nicht sonderlich gut gekennzeichnet und die Streckenposten nicht sehr engagiert: „Ich musste die Strecke suchen und habe mich mit Handzeichen verständigt, wo ich hinmuss“, berichtete Deiß. Bei Kilometer 16 und 19 war deutlicher Gegenwind zu spüren. „Und einmal über portugiesisches Pflaster zu laufen, musste wohl auch sein“, dachte sich die Läuferin, als bei Kilometer 18 ein kurzer Abschnitt über das Kieselsteinpflaster führte, das beim Auftreten teilweise schmerzhaft war.

Unglaublich, was zum Schluss passierte: Ein Rettungswagen blockierte ihr den Weg zur Zielgeraden. „Ohne erkennbaren Grund rangierte der Rettungswagen und ich konnte nicht auf den blauen Teppich gelangen. Ich musste einen Bogen um das Fahrzeug laufen, um ins Ziel zu kommen“, erzählte sie. Die Hitzeschlacht war nach 1:33:07 Stunden zu Ende. Dies bedeutete für Sonja Deiß eine neue Bestzeit, und beim Blick auf die Uhr und Gesprächen mit anderen Athleten stellte sie fest: „Die Strecke war auch noch zu lang!“ Einige Tage später folgte die offizielle Erklärung durch den Veranstalter: 560 Meter war die Strecke länger, da ein Wendepunkt falsch gesetzt war. „Das wäre also eine Zielzeit um die 1:30:30 Stunden geworden. Und bei kühlerem Wetter und weniger Steigungen wäre wohl eine Zeit unter 1:30 Stunden drin gewesen“, war sich Deiß sicher.

In dem kleinen Feld von 34 Frauen im Ziel wurde Sonja Deiß Fünfte im Gesamteinlauf. Die Leistung der Dackenheimerin wurde abermals mit Silber in ihrer Altersklasse W40 (von 6 Läuferinnen) belohnt. Der Abstand zur portugiesischen Siegerin betrug 1:01 Minuten. Eine Mannschaft kam aufgrund der nicht angetretenen dritten deutschen Läuferin der W40 nicht zustande.

Berglauf über etwa 8,5 Kilometer und 900 Höhenmeter
Am darauffolgenden Wochenende fanden auf der Nordseite der Insel in Porto Moniz/Ribeira da Janela die Wettbewerbe im Berg- und Traillauf statt. Am Freitag um 14.45 Uhr wurden, nach regenreichen Tagen und einer Nacht mit viel Regen und Gewitter, bei bestem „Postkartenwetter“ zuerst die Frauen in drei Startblöcken auf die 8,5 km lange Strecke mit 900 Höhenmetern geschickt. Zunächst ging es auf steilen, aber asphaltierten Straßen durch den Ort mit Gemüse- und Bananengärten, anschließend in den Wald. Auf aufgeweichtem, felsigem und steinigem Untergrund, teils mit Steinstufen, und weglos nur auf Trittspuren durchs Gelände, teilweise an einem Levada (madeirischer Bewässerungskanal) entlang, ging das Steigen los und das kleine Feld zog sich weiter auseinander. So wurde das Rennen recht einsam. Zahlreiche weiße Fähnchen und Schilder mit roten Pfeilen führten die Läufer über die Strecke. Dennoch war die Orientierung nicht immer einfach, stets mussten die Athleten den Blick auf den Untergrund richten. Zwischendurch lagen sogar einige Kühe am Wegesrand. Kurze Verschnaufpausen verschafften flache, grasbewachsene Wege oder Brandschneisen, bei denen die Sportler Tempo machen konnten, aber auch durch etliche teils sehr tiefe Pfützen laufen mussten. Vorbei an einem Kratersee gelangte man auf die Hochebene. Dort dachte die Dackenheimerin: „Ich fühle mich gerade ziemlich kaputt, aber es sind noch 1,5 Kilometer“. Kurz darauf rief ein Zuschauer: „Sonja, ich bin stolz auf Dich, noch 400 Meter!“ Mit Schrecken dachte sie: „Nur noch 400 Meter? Habe ich mich irgendwo verlaufen? Dabei bin ich doch den Fähnchen gefolgt!“ Im Ziel, das sie nach 1:06:05 Stunden erreichte, wurde sie als dritte Frau von den beiden Läuferinnen vor ihr herzlich als Europameisterin der W40 (von 4) begrüßt. Lediglich 18 Frauen wurden im Ziel registriert. Sonja Deiß war nicht Bestandteil einer Mannschaft, da nur fünf deutsche Frauen am Start waren.

Bedingt durch die Corona-Pandemie waren die Teilnehmerfelder kleiner als sonst. Ursprünglich sollten die Meisterschaften Ende März und Anfang April stattfinden. In dieser Zeit war jedoch der Flugverkehr nach Madeira eingestellt. Unter dem Hygienekonzept, das u.a. Temperaturmessung vor dem Start, Startaufstellung mit Abstand und das Tragen der Maske bis kurz nach dem Start beinhaltete, konnten die Wettbewerbe durchgeführt werden.

Infos und Ergebnisse auf der Homepage des Veranstalters