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4. Hamperokken Skyrace in Tromsø/Norwegen über 57 km / 4.800 Hm (05.08.2017)

„Das war eine Art Survival-Training. Steinschlag, dass man um sein Leben fürchten musste und eine abgestürzte Läuferin vor Augen, die wie ein Wunder überlebt hat. Dieses Rennen war nicht meine Kragenweite, ein drittes Mal werde ich hier nicht starten.“ So Carsten Schneehage vom Laufclub nach seinem jüngsten Laufabenteuer am Samstag am Rande Norwegens größter Stadt im hohen Norden, 350 km nördlich des Polarkreises.

Allerdings wusste der 42-Jährige was auf ihn zukommt, denn er hatte das Rennen, das auch in diesem Jahr wieder zur „Skyrunner World Series“ zählt, einer Serie hochkarätiger Läufe rund um den Globus, schon vor zwei Jahren mitgemacht. Skyrace ist die Kombination von Traillauf, Berglauf und Alpinismus. Und das Hamperokken Skyrace, das dritte und längste Rennen innerhalb der zweitägigen Skyrace-Veranstaltung in Tromsø, zählt als einer von drei Läufen zur Extrem-Kategorie innerhalb der Skyrunner-Serie. Er gilt als einer der schwersten Läufe dieser Art überhaupt – weltweit.

Inzwischen ist die Strecke auf etwa 57 Kilometer mit 4800 Höhenmetern (rauf und runter) verlängert und Start und Ziel ins Stadtzentrum nahe am Hafen verlegt worden. Und anders als bei seinem Lauf im Jahr 2015 hatte Schneehage diesmal keinen Partner, mit dem er das Laufabenteuer gemeinsam bestehen konnte. Geplant war, dass er seine Laufpartnerin und Ehefrau bei ihrem Wettkampf begleitet. Aber das zerschlug sich. So wollte er es nun locker angehen lassen und vor allem die Landschaft genießen, die er seinerzeit bei schlechtem Wetter kaum gesehen hatte.

Doch die Schwierigkeiten der Strecke standen dem entgegen. „Der Lauf ist zu hart, wenn der Kopf nicht im Wettkampfmodus ist“, erkannte er später. „Mit Laufen hatte das Rennen eigentlich nicht viel zu tun“, stellte er fest. „Nur wenige Kilometer waren wirklich laufbar, wenn man mal von den Asphalt-Kilometern am Anfang und Ende absieht. Meist ging es weglos durch Wälder und über steinige Hochebenen, durch endlose Geröllwüsten und über teils lockere Felsbrocken, die beim Drauftreten wegkippten. Mehrfach mussten Bäche durchquert werden, manchmal knietief. Oder es ging im Wald senkrecht abwärts, wo man sich an Birkensträuchern festhalten musste, um nicht abzustürzen, und steil abwärts über Schneefelder. Früher gab es an den gefährlichen Stellen noch Sicherungsseile, diesmal nicht.“

Nachdem der 1238 Meter hohe Gipfel des Tromsdalstinden zum ersten Mal überquert war – auf dem Rückweg ging’s nochmal über ihn hinweg –, folgte auf der anderen Talseite die Überquerung des 1404 Meter hohen Hamperokken. Auf einem schmalen, luftigen Grat waren Klettertechnik und Schwindelfreiheit gefragt. Die Tiefblicke links und rechts senkrecht hinunter blieben den Läufern nicht erspart, im Gegensatz zu vor zwei Jahren, als im Nebel wenig zu sehen war. „Als ich dann 50 Meter senkrecht unter mir die abgestürzte Läuferin liegen sah – dass sie das überlebt hat, ist ein Wunder! – und der Hubschrauber zu ihrer Rettung anflog, da war endgültig die Luft raus.“

Am schlimmsten aber sei der Steinschlag gewesen, der beim Abstieg vom Gipfel folgte. „Ich bin in den steilen und losen Geröllfeldern vorsichtig ‚heruntergekrochen‘, um ja keinen Steinschlag auszulösen, aber andere sind rücksichtslos drauflosgerannt.“ So seien ihm mehrfach „Halbmeter große Felsbrocken um die Ohren geflogen“, denen er kaum ausweichen konnte. Bei einem Sprung zur Seite hätte er sich auch die Finger verletzt. „Das hat mich gestresst, und ich war froh, als diese Steinschlagzone von etwa 500 Höhenmetern hinter mir lag.“

Am Ende ging es nur noch darum, heil unten anzukommen, sportlichen Ehrgeiz hatte er längst abgeschrieben, das Ergebnis war völlig unwichtig: 89. Platz in 12:53 Stunden. Von 184 Startern erreichten nur 98 das Ziel, darunter 21 Frauen. 86 gaben auf oder wurden wegen Zeitüberschreitung aus dem Rennen genommen, eine Ausfallquote von 48 Prozent! Der Sieger, ein Brite, war bereits nach 7:01 Stunden im Ziel, die schnellste Frau, eine Spanierin, schaffte die Strecke in 8:21 Stunden. Allein unter den ersten Zehn waren Läufer aus sieben Nationen.

Alle Infos und Ergebnisse auf der Website des Veranstalters: <link http: www.tromsoskyrace.com _blank external-link-new-window externen link in neuem>www.tromsoskyrace.com