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Gigathlon in St. Gallen/Schweiz (03.-05.07.2009): Knallhart und wunderschön zugleich – trotz zweier „Plattfüße“

Jörn Steffen vom LC Bad Dürkheim schafft beim Gigathlon in St. Gallen/Schweiz 450 Kilometer mit 8300 Höhenmetern.

Auf das Großereignis am vergangenen Wochenende hatte sich Jörn Steffen vom Bad Dürkheimer Laufclub gut vorbereitet. Noch eine Woche zuvor, Ende Juni, war der 36-Jährige, der derzeit in der Schweiz lebt und arbeitet, beim Graubünden-Marathon gestartet – als Formtest. Dabei ist der Marathon, der in Chur, der Hauptstadt des Kantons Graubünden, beginnt und auf dem Gipfel des Rothorns oberhalb von Lenzerheide endet, kein Kinderspiel, sondern gilt als härtester Marathon der Welt. Denn auf 42,2 Kilometer Länge sind 2.682 Höhenmeter zu überwinden. Allein der Schlussanstieg über elf Kilometer und 1400 Höhenmeter von Lenzerheide steil hinauf auf den 2.862 Meter hohen Gipfel ist, für sich genommen, ein harter Berglauf. Und gerade auf diesem Streckenabschnitt spürte Steffen, dass er gut in Form ist. Denn mit 5:10:55 Stunden lief er eine neue persönliche Bestzeit und war fast 25 Minuten schneller als im vorigen Jahr, eben wegen seiner guten Zeit beim Schlussanstieg. (Unter 358 Teilnehmern wurde er 92. und in seiner Altersklasse M30 platzierte er sich als 33. von 65.)

So fühlte sich Steffen gut gerüstet für eine besondere, wahrlich gigantische Herausforderung, den Gigathlon in St. Gallen/Schweiz. Diese von Swiss Olympic, dem Dachverband des Schweizer Sports, seit elf Jahren an verschiedenen Orten organisierte Veranstaltung lief in diesem Jahr über drei Tage und umfasste fünf Disziplinen, nonstop nacheinander. Zum klassischen Triathlon aus Schwimmen, Rennrad und Laufen kamen Inlineskaten und Mountainbike hinzu. Am Start waren Einzelkämpfer, also Allrounder wie Steffen, die alle fünf Disziplinen absolvierten, sowie Zweier-Teams und, in der Mehrzahl, Teams aus jeweils fünf Spezialisten. Insgesamt nahmen 8750 Sportler teil.

Beim Prolog am Freitag waren insgesamt 50 Kilometer mit 1020 Höhenmetern angesagt – allerdings zur Einstimmung ohne Zeitmessung, man musste nur in einem gewissen Zeitrahmen bleiben. Auf der ersten Etappe am Samstag ging es dann mit insgesamt 202 Kilometern und 4400 Höhenmetern richtig zur Sache: Nach drei Kilometer Schwimmen im Bodensee wurde per Inlineskaten (57 km/100 Hm), Rennrad (90 km/1700 Hm), Laufen (12 km/1400 Hm in Form eines Berglaufs auf den Hohen Kasten bei Brülisau im Appenzeller Land) und Mountainbike (40 km/1200 Hm) das Ziel in St. Gallen erreicht. Die zweite Etappe am Sonntag führte dann über 197 Kilometer und „nur“ noch 2890 Höhenmeter, verteilt auf die fünf Disziplinen. Insgesamt waren also 449 Kilometer und 8310 Höhenmeter zu bewältigen.

Steffen, der auch ein hervorragender Schwimmer ist, hielt bei der Samstagsetappe gleich vorne mit, stieg als Fünfter aus dem Wasser und überzog dann allerdings, als er versuchte, an den Schnellsten dranzubleiben. Das musste er später büßen. Unter 162 Teilnehmern in der Einzelwertung der Männer – 13 gaben auf, 31 weitere kamen wegen Zeitüberschreitung auf einer Etappe oder Teilstrecke nicht in die Wertung – wurde Steffen im Endklassement mit 23:47:26 Stunden 62., wobei er die erste Etappe in 12:41:29 Stunden auf Rang 68 und die zweite mit 11:05:57 Stunden auf Rang 59 beendete.

Trotz der Strapazen hatte Steffen noch ein Auge für die Landschaft, konnte den Wettkampf genießen. Die Veranstaltung empfand er als „knallhart und wunderschön zugleich“. O-Ton Steffen: „Der Veranstalter hat uns eine Strecke präsentiert, wie sie härter und zugleich schöner wohl nicht hätte sein können. Für jede Disziplin hat er eine gute Gewichtung gefunden. Beispiel Laufen erster Tag auf den Hohen Kasten: nicht die asphaltierte Straße zu den Almen, sondern schmale Steige und die Skipiste. Mountainbike: über Wiesen und Felder mit Sondergenehmigungen der pachtenden Bauern oder durch Nutzwald, wo unser Glück war, dass die Waldarbeiter am Wochenende nicht arbeiteten, uns aber Astwerk von der Arbeitswoche am Boden zurückließen, und alles auf recht feuchtem matschigen Untergrund. Das alles gepaart mit giftigen Stichen, meist hinter einer Kurve, so dass der Schwung auf der Strecke blieb. Schwimmen: im Schwäbischen Meer (Bodensee) nach Altenrhein direkt in die aufgehende Sonne (hat zwar geblendet wie die Sau, sah aber schön aus). Rad: das Faschinajoch (im Bregenzer Wald) hat im Schlussanstieg saubere 11 Prozent Steigung, genau das, was man braucht, wenn die unteren Steigungen auch nicht viel flacher waren. Und dann eine 25-km-Abfahrt zurück an den Rhein auf schmalen Straßen, auch keine Entspannung. Alles in allem: der Hammer.“

Allerdings hatte er die nötige Regenerationszeit nach dem Graubünden-Marathon unterschätzt, eine Woche war wohl doch zu kurz: „Mit zunehmender Wettkampfdauer ist mein Puls immer mehr eingeschlafen. Gewiss habe ich am ersten Tag beim Inlineskaten auch überdreht, denn wenn man als Fünfter mit den ganz Schnellen aus dem Wasser kommt, geht es ganz schön zur Sache. Körner, die später fehlten.“

Insgeheim hatte Steffen gehofft, unter die ersten 50 zu kommen. Am Ende war er 62. – und trotzdem zufrieden. Denn am Samstag hatte er Riesenpech auf der Mountainbikestrecke, wie er berichtet: „Zwischen Kilometer 11 und 14 hatte ich zwei Plattfüße. Nachdem mein zweiter Schlauch dann auch defekt war, musste ich viel Überzeugungsarbeit leisten, bis mir jemand seinen Ersatzschlauch abgab. Dann hatte ich erst einen mit Autoventil, wofür ich keine Pumpe hatte. Schließlich aber hat es funktioniert und ich konnte endlich gescheit weiterfahren. Dadurch verlor ich 52 Minuten. Wenn ich die von meiner Zeit abziehe, habe ich mein Geheimziel auch erreicht.“ (Anmerkung: Mit 22:55:19 Stunden, 52 Minuten unter Steffens Zeit, wurde Rang 45 erzielt.)

Mehr Infos und alle Ergebnisse unter http://www.gigathlon.ch