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LC-Bergwanderwoche im Kleinwalsertal (09.-15.08.2020)

Nachdem in diesem Jahr schon so viele Aktivitäten des Laufclubs der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen waren, war unsere Vorfreude auf die traditionelle Bergwanderwoche groß. Unter der Leitung unseres langjährigen Bergführers Reiner Blöchl sollte es diesmal in das Kleinwalsertal gehen. Wir – das war ein eingespieltes Team von acht Bergfans, nämlich Andrea Kost, Hildegard Kohler, Jutta Herold, Ludwig Mesel, Rudi Trebbe, Wilhelm Scheidt sowie Karin und Michael Röper. Zwar wich das Traumwetter der ersten Wochenhälfte einer eher instabilen Wetterlage mit Gewitterneigung. Aber dank der umsichtigen Planung und der großen Erfahrung unseres Bergführers konnten wir unsere Ziele sicher und ohne Blessuren erreichen. Das Erlebte haben wir dann abends nach sehr gutem Essen bei bester Stimmung und einem Glas Wein auf der Hotelterrasse Revue passieren lassen. Neben Abenteuern früherer Bergtouren machten auch Evergreens der Vereinsgeschichte die Runde. Und auf die Fortsetzung im nächsten Jahr freuen sich schon alle.

09.08.2020: Anreise und Dorfrunde in Riezlern
So treffen wir uns erwartungsfroh an einem Sonntagmorgen um 8.15 Uhr auf dem Mannheimer Hauptbahnhof. Zwar startet unser Zug verspätet in Mannheim und sammelt noch einige Minuten zusätzlich in Stuttgart und unterwegs ein, so dass wir den Anschluss in Ulm verpassen. Das tut der guten Stimmung aber keinen Abbruch und so kommen wir eine Stunde verspätet in Oberstdorf an, wo uns Reini schon erwartet. Von dort fahren wir per Taxi/mit Reini zum Hotel Wagner nach Riezlern. Dort werden wir in den Corona-gerechten Ablauf eingewiesen und beziehen unsere Zimmer. Anschließend geht es auf die schon traditionelle Dorfrunde: bei strahlendem Sonnenschein und trockener Wärme geht es erst talauswärts, dann aufsteigend dem Weg zur Mittel Alpe folgend in etwa entlang der Höhenlinien zu einem kleinen Kneippbad. Hier drehen die meisten von uns eine Runde im kalten Wasser. Der schöne Blick auf Riezlern, Mittelberg und das Kleinwalsertal mit dem Hohen Ifen lässt die Vorfreude noch weiter wachsen. Wir queren die Kanzelwandbahn und gehen dann steil abwärts zur Talstation. Zurück zum Hotel wandern wir durch Riezlern entlang der Hauptstraße. Das Abendessen genießen wir auf der Terrasse.

10.08.2020: Kanzelwand-Fellhornrunde
Wegen des schönen Wetters ziehen wir diese eigentlich für später geplante Runde vor: Mit der Kanzelwandbahn geht es auf den Grundkopf mit 1949 m. Von dort über einen Gratweg vorbei an der Fellhorn-Bergstation zum Fellhorn (2038 m) und weiter zum Schlappoldkopf (1968 m). Das Panorama ist atemberaubend. Auf einem Sattel (1925 m) in der Nähe vom Söllerkopf (1950 m) entscheiden wir, nicht wie geplant weiter dem Grat folgend über das Söllereck und dann 800 Hm abwärts zum Hotel zu laufen. Stattdessen gehen wir steil abwärts zur Schlappold-Alpe (1710 m), wo wir Rast machen, uns von der Hitze erholen und Brotzeit halten. Anschließend geht es etwa auf gleicher Höhe um den Schlappoldsee zur Mittelstation der Fellhornbahn. Hier teilen wir uns: Mit einem Teil der Gruppe fährt Reini zur Fellhorn-Bergstation. Von dort geht es auf dem schon bekannten Weg zurück zur Kanzelwand-Bergstation. Die anderen wandern über die obere Bierenwang-Alpe auf einem Blumen- und Wanderlehrpfad und man trifft fast gleichzeitig im Bergrestaurant an der Bergstation ein. Nachdem der Durst mit Bier oder Eiskaffee gelöscht ist, geht es mit der Kanzelwandbahn zurück nach Riezlern und dann per Bus zurück zum Hotel.

11.08.2020: Ifen-Talstation – Walmendinger Horn – Mittelberg
Da der Wetterbericht ab Mittag Gewitterneigung vorhersagt, starten wir schon früh per Bus in das Schwarzwassertal zur Ifen-Talstation (1275 m). Dort beginnt unsere Wanderung das Schwarzwassertal aufwärts. Vorbei an einem für die Versorgung der Beschneiungsanlagen am Ifen angelegten See geht es zunächst sanft ansteigend zur Alpe Melköde (1353 m) und dann weiter entlang des Schwarzwasserbachs steiler bergauf zur AV-Schwarzwasserhütte (1620 m), die oberhalb der Baumgrenze liegt. Die Sonne sticht ordentlich und so sind wir froh, uns bei Kuchen und anderem verschnaufen zu können. Der steile und steinige Anstieg vorbei an traumhaft schön blühenden Bergwiesen zur Ochsenhofer Scharte (1850 m) bringt uns dann aber wieder ordentlich ins Schwitzen. Wegen der unsicheren Wetterlage – es bilden sich schon bedrohliche Gewitterwolken – gehen wir nicht wie geplant auf dem Gratweg über die Ochsenhöfer Köpfe und den Mutterbergkopf, sondern wählen den unterhalb verlaufenden Almweg vorbei an der Inneren Stierhof-Alpe zur Oberen Lüchle-Alpe (1780 m). Hier rasten wir bei schönem Ausblick in den Talschluss des Walsertals mit den umliegenden Bergen sowie auf unser Tagesziel, das Walmendinger Horn. Frisch gestärkt starten wir unseren Endspurt über einen steilen Fahrweg zum Walmendinger Horn (1990 m). Der Rundumblick auf ein fantastisches Bergpanorama (Hoher Ifen, Steinmandl, Grünhorn, Güntlespitze, kleiner und großer Widderstein, die Kanzelwand und das Fellhorn) entschädigt uns für den beschwerlichen Aufstieg. Per Kabinenbahn geht es hinunter nach Mittelberg und von dort wieder per Bus zurück zum Hotel. Vom Regen blieben wir übrigens verschont – wenn man von ein paar Tropfen auf den letzten Metern zum Hotel absieht.

12.08.2020: Hoher Ifen – der Höhepunkt der Woche
Wegen der weiter unsicheren Wetterlage starten wir auch heute zeitig: Mit dem gleichen Bus geht es wieder ins Schwarzwassertal bis zur Talstation der Ifenbahn. Diesmal nehmen wir die Kabinenbahn bis zur Mittelstation auf 1586 m Höhe. Von dort ist eine wahre Völkerwanderung unterwegs: mit vielen anderen Bergwanderern geht es auf steinigem Weg mit weiß-rot-weißer Markierung in Richtung des Karstgebiets Gottesacker und das Hahnenköpfle. Schon hier rinnt wegen des Anstiegs und der brennenden Sonne ordentlich der Schweiß. Linkerhand steigt parallel zu unserem Weg das wuchtige, schräge Bergplateau des Ifen an. Die massive, schroff abfallende Struktur aus weißem Kalkgestein ruht auf dunklen Mergelschichten. Nach etwa 300 Hm biegen wir links ab in Richtung Ifengipfel und folgen dem Weg mit weiß-blau-weißer Markierung. Dieser steigt zunächst steil in Serpentinen eine Geröllhalde hinauf, bevor wir über einen Drahtseil-versicherten Kletterbereich auf das schräge Hochplateau des Ifen gelangen. Auf diesem verkarsteten und mit einer Blumenwiese bedeckten Gelände steigen wir bis zum Gipfel des Hohen Ifen auf 2228 m Höhe. Von hier aus hat man einen fantastischen Fernblick auf den zu Füßen liegenden Gottesacker und die umliegende Bergwelt: Walmendinger Horn, Steinmandl, Grünhorn, Güntlespitze, kleiner und großer Widderstein, die Kanzelwand, das Fellhorn und in der Ferne die Kanisfluh, die wir vor zwei Jahren schon von Damüls aus bestiegen hatten. Nach Brotzeit und dem Gipfelfoto entscheiden wir uns, Gottesacker und Hahnenköpfle liegen zu lassen und stattdessen zur uns schon bekannten Schwarzwasserhütte abzusteigen. Auch dieser Abstieg ist anspruchsvoll: Nachdem wir das Hochplateau hinabgewandert sind, geht es über einen längeren, Drahtseil-versicherten Kletterbereich auf eine große Geröllhalde, der wir schräg hinab auf steilem Weg bis in den Almbereich folgen. Jetzt geht es weniger steil, aber wegen der vielen zu querenden Bachläufe auf anspruchsvollem Weg weiter hinab. Vorbei an der Ifersgunt-Alpe (1751 m) kommen wir zur Schwarzwasserhütte (1620 m), wo wir ausgiebig rasten. Die Gehzeit bis hierher beträgt etwa 4 ½ Stunden; vor uns liegt aber noch der steile Abstieg zur Alpe Melköde sowie anschließend der bequemere Wanderweg zur Auhütte/Talstation Ifenbahn, wofür wir nochmals 1 ½ Stunden benötigen. Zurück zum Hotel geht es wieder per Bus. Das Wetterglück bleibt uns übrigens hold: Nach nur wenigen Regentropfen auf unserer Wanderung folgt noch ein kleiner Schauer auf den letzten Metern zum Hotel. Verschont bleiben wir aber von dem heftigen Gewitterschauer, der während unserer Wanderung auf Riezlern niedergegangen war.

13.08.2020: Breitachklamm
Dieses Mal waren sich alle Wetterberichte einig: nachmittags sollte es ausgiebig regnen. Deswegen steht der gut begehbare Weg durch die Breitachklamm auf dem Programm. Direkt von unserem Hotel aus erreichen wir über einen Steilabstieg auf bequemem Weg die Breitach am Zusammenfluss mit dem Schwarzwasserbach. Auf dem linken Ufer folgt nun der gut ausgebaute Weg teils über Stege dem Fluss bis zum Restaurant Waldhaus. Hier schließt sich ein kräftiger Anstieg auf einen Panorama-Weg an, der einen schönen Blick unter anderem auf das Fellhorn und das Söllereck erlaubt. Nach einer kurzen Rast in Müllers Alpe mit leckerem Kuchen geht es hinab nach Tiefenbach, das wir nach insgesamt zweistündiger Wanderung erreichen. Dies ist der Taleingang zur Breitachklamm, die wegen der Corona-Pandemie nur flussauf begangen werden darf. Dem Andrang geschuldet ist eine etwa halbstündige Wartezeit mit Maske in der Mittagssonne zu überstehen, bevor wir mit der eindrucksvollen Begehung der spektakulären Klamm belohnt werden. Über etwa einen Kilometer schießt die kristallklare Breitach durch ihr teilweise wenige Meter enges Bett, das sich tief in den Felsen eingegraben hat. Durch Bergstürze sind viele Engstellen entstanden, die das Wasser überwunden und dabei eindrucksvolle Auswaschungen geschaffen hat. Begangen wird die Klamm auf schmalen Eisenstegen, durch Tunnel und auf in den Felsen gehauenen Wegen. Wasser tropft auch von oben, denn von allen Seiten strömen Rinnsale hinunter. Am Ausgang der Klamm teilt sich die Gruppe: Die einen steigen auf zur Bundesstraße und fahren von dort aus mit dem Bus zum Hotel. Die anderen wandern noch die Breitach aufwärts nach Riezlern. Ein kurzer, kräftiger Regenschauer wird noch am Restaurant Waldhaus abgewartet, bevor nach etwa 1 ½ Stunden das Hotel erreicht wird, unmittelbar bevor ein sintflutartiger Gewitterregen einsetzt.

14.08.2020: Rundwege Bärgunttal und Gemsteltal
Das Wetter hat gewechselt: heute ist nahezu ganztägig Regen und Gewitter vorhergesagt. Deswegen beschließen wir, uns an unserem letzten Wandertag auf Rundwanderungen unterhalb der Baumgrenze zu beschränken. Dazu fahren wir mit dem Bus nach Baad, dem Talschluss des Kleinwalsertals auf 1244 m. Hier starten wir unsere erste Rundwanderung im Regen durch das Bärgunttal hinauf zur Bärgunthütte auf 1408 m, die wir nach etwa einer Stunde erreichen. Im ersten Stock gibt es eine eindrucksvolle Kuhglockensammlung und dahinter einen kleinen Raum, in dem wir uns mit Heidelbeerkuchen und anderem stärken. Die Hüttenwirtin berichtet uns über die fast tausendjährige Geschichte der Hütte, die Alpwirtschaft und die damit verbundenen Strukturen und Probleme. Auch erklärt sie uns die Funktion der Kuhglocken für den Alltag, die eine eindeutige soziale Zuordnung in der Herde sichern. Dagegen ist die Funktion der ungleich größeren Almabtriebs-Glocken, die hier bis zu 6,5 kg wiegen, eher dekorativ. Beim Aufbruch entdeckt Rudi eine Gitarre und lässt sich zu einem launigen Solo hinreißen. So an Körper und Geist gestärkt geht es zurück an den Ausgangpunkt, wobei es glücklicherweise eher trocken blieb. Weiter der Breitach flussab und den nebelverhangenen Hängen des Widdersteins (2558 m) folgend biegen wir nun rechts ab in das Gemsteltal, um unseren zweiten Rundweg zu starten. Der Regen lässt weiter nach und die Sichtverhältnisse bessern sich. Auf dem Anstieg auf dem alten Walser-Weg kommen so die umliegenden Berge, Schutthalden und Wasserfälle ins Blickfeld. Von den 4 Berghütten wählen wir die Hintere Gemstelhütte aus, die auf 1321 m liegt und einen schönen Blick auf den Koblatpass bietet. Unsere erneut regenfeuchte Ausrüstung packen wir zum Trocknen auf den großen Holzofen und stärken uns mit herzhaften und süßen Gerichten. Auf dem Rückweg ins Breitachtal gibt es noch kleinere Schauer; der Breitach flussab folgend geht es nach Mittelberg (einige Unentwegte laufen noch nach Hirschegg) und weiter per Bus zurück zum Hotel in Riezlern. Hier heißt es von unserem Bergführer Reini Blöchl Abschied nehmen. Seine umsichtige und humorvolle Führung hat uns wieder einmal begeistert.

15.08.2020: Besichtigung von Oberstdorf und Rückweg in die Pfalz
Per Bus geht es zum Bahnhof nach Oberstdorf, wo wir noch Zeit für einen Stadtbummel haben. Auch aus der Ferne sind die Skiflugschanzen eindrucksvoll. Wie schon im Kleinwalsertal sind viele Gäste unterwegs; allerdings bleiben die zahlreichen Geschäfte wegen des Feiertags (Mariä Himmelfahrt) geschlossen. Die Rückfahrt in die Pfalz verläuft programmgemäß. Damit endet unsere wieder sehr gelungene und eindrucksvolle Bergwanderwoche – auf die Wiederholung im kommenden Jahr freuen wir uns schon jetzt. Die Planung dazu ist schon angelaufen, wobei wir uns jederzeit über Verstärkung freuen!